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Eine Revolutionsrevue von Tom Kühnel
eine Pause | Di 10.10.17 | 19:30–22:20 | Schauspielhaus
»ES WIRD NICHT LANGE DAUERN UND WIR WERDEN DEN SIEG DES KOMMUNISMUS IN DER GANZEN WELT SEHEN. WIR WERDEN DIE GRÜNDUNG DER FÖRDERATIVEN WELTREPUBLIK DER SOWJETS ERLEBEN.« WLADIMIR ILJITSCH LENIN
Vom absolutistischen Zarismus zum sozialistischen Regime in sechs Monaten: 1917 überschlagen sich die Ereignisse in Russland. Von Krieg und Hunger ausgezehrt, gehen Anfang des Jahres tausende Städter auf die Straße. Aus dem Ruf nach Brot wird der Ruf nach dem Ende der Zarenherrschaft – Nikolaus II. muss abdanken. Das plötzliche Ende der Monarchie hinterlässt ein Durcheinander von Ideen, Visionen und Interessen für das Russland der Zukunft. Während im Westen des Landes der Weltkrieg tobt, ringen in der Hauptstadt Petrograd Konservative, Militärs, Sozialdemokraten und Sozialisten um Stabilität und Handlungsfähigkeit. Es braucht seitens der bolschewistischen Partei um Lenin und Trotzki nicht viel, um die wankende Regierung im Herbst zu Fall zu bringen. Was folgt, sind drei Jahre Bürgerkrieg und die Entstehung einer der beiden Supermächte des 20. Jahrhunderts. In den Jahren bis zur Auflösung der sozialistischen Staaten in Europa Anfang der 1990er wird die eine Hälfte des globalen Nordens die Große Sozialistische Oktoberrevolution als Aufbruch in eine bessere Welt feiern, während die andere den Staatsstreich der Bolschewisten als Anfang allen Übels verurteilt.
2017 ist Lenins Mausoleum eine Touristenattraktion, Che Guevaras Konterfei ein T-Shirt-Bestseller und Tracy Chapmans Revolutionslied Oldie but Goldie. Die Revolutionen unserer Zeit heißen Facebook, iPhone und Thermomix. Zwischen den kulinarischen, kreativen, technischen, wissenschaftlichen, ökologischen, digitalen Revolutionen kommen jene der Gesellschaft und ihrer Strukturen kaum mehr vor. Und doch ist er nicht totzukriegen, der Traum vom guten Leben für alle.
Regisseur Tom Kühnel zu 1917 in unserer Radiosendung Theaterzeit auf Radio Hannover:
Regie Tom Kühnel + Bühne Jo Schramm + Kostüme Daniela Selig + Musikalische Leitung Polina Lapkovskaja + Video Kathrin Krottenthaler + Dramaturgie Kerstin Behrens
Mit Philippe Goos, Janko Kahle, Katja Gaudard, Daniel Christensen, Günther Harder, Sophie Krauß, Carolin Haupt, Polina Lapkovskaja, Frank Wiegard, Chor + Musiker Polina Lapkovskaja, Daniel Zeinoun, Szilvia Csaranko, Christoph Keding + Live-Video Kathrin Krottenthaler
Wow! Diese Inszenierung ist der Hammer! Ein wahres Highlight. Ich habe die heutige Derniere besucht und muss sagen, hier hat Tom Kühnel wirklich ein Meisterwerk geschaffen. Intellektuell, unterhaltsam, musikalisch, dieses Stück überzeugt auf allen Ebenen auf höchstem Niveau. Geschichte und Moderne, Bühnenspiel und Kamera verschmelzen zu einem gelungenen Ganzen. Die Schauspieler zeigen sich vielseitig, feinfühlig und kraftvoll: Besser geht es nicht. Zu schade, dass dieses Stück schon vom Spielplan verschwindet, ihm wäre eine große Zukunft zu wünschen.
Niklas Richter 16.12.2017, 23:41Heute gesehen, begeistert hat mich nicht nur das Feuer, mit dem sich das Ensemble trotz der wenigen Zuschauer die Seele aus dem Leib spielte. Alles vom feinsten!!! Kühnel kanns's. Vielen Dank für den inspirierenden Abend. W. Brand
Wiltrud Brand 01.10.2017, 23:240511.9999 1111